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Stand: 29. April 2025 / GesundeFamilie.de

Flüchtige organische Verbindungen (VOC)

Aus dem frisch gestrichenen Kinderzimmer oder dem neuen Sofa kann ein unsichtbares Gesundheitsrisiko entstehen: flüchtige organische Verbindungen (VOC). Erfahre, was es damit auf sich hat, welche Quellen diese Schadstoffe in Innenräumen haben und wie du deine Familie schützen kannst.

Schlafzimmer mit Partikeln im Sonnenlicht – symbolisiert VOC Ein geöffnetes Fenster sorgt für Frischluftzufuhr – regelmäßiges Lüften reduziert die Konzentration von VOC in Innenräumen.

Was sind VOC?

Die Abkürzung VOC steht für Volatile Organic Compounds, auf Deutsch “flüchtige organische Verbindungen”. Damit bezeichnet man eine Gruppe organischer Chemikalien, die schon bei Raumtemperatur verdampfen und gasförmig in der Luft vorliegen. VOC kommen sowohl natürlich (z. B. in Pflanzenstoffen) als auch in zahlreichen Alltagsmaterialien vor. In Innenräumen sind VOC allgegenwärtig, denn viele Produkte und Baumaterialien geben im Laufe der Zeit solche flüchtigen Stoffe an die Raumluft ab.

Typische Quellen von VOC in Innenräumen

VOC können aus verschiedensten Quellen stammen. Besonders in geschlossenen Räumen finden sich viele Materialien, die VOC ausgasen, also nach und nach an die Luft abgeben. Zu den häufigsten VOC-Quellen im Haushalt zählen:

  • Baustoffe und Renovierungsmaterialien: Frische Farben, Lacke, Klebstoffe, Dichtmassen oder Holzschutzmittel enthalten Lösungsmittel und andere Chemikalien, die beim Trocknen und auch noch lange danach verdunsten.
  • Möbel und Bodenbeläge: Neue Möbel (besonders solche aus Spanplatten) sowie Teppiche, Laminat oder Vinylboden können in den ersten Wochen nach der Anschaffung verstärkt VOC ausdünsten. Beispielsweise ist Formaldehyd ein bekanntes VOC, das aus verleimten Holzwerkstoffen über Jahre entweichen kann.
  • Reinigungs- und Pflegemittel: Putzmittel, Sprays (z. B. Raumerfrischer), Parfüms und Duftkerzen enthalten häufig Duftstoffe oder Lösungsmittel, die als VOC in die Luft gelangen. Der Geruch eines Zitronenreinigers oder einer duftenden Kerze beruht meist auf solchen flüchtigen Verbindungen.
  • Verbrennungsquellen: Tabakrauch ist eine erhebliche VOC-Quelle, denn Zigarettenrauch enthält Tausende Chemikalien (darunter Benzol, Formaldehyd u.v.m.). Auch beim Kochen (besonders mit Gasherd) sowie durch Kerzen oder Räucherstäbchen werden VOC freigesetzt.

Viele VOC machen sich durch Geruch bemerkbar – man denke an “neue Möbel”-Geruch oder frische Farbe. Da wir etwa 80–90 % unserer Zeit in Innenräumen verbringen, ist es wichtig, diese Quellen zu kennen.

Wie gelangen VOC in die Raumluft?

Flüchtige organische Verbindungen gehen leicht aus festen oder flüssigen Stoffen in die Luft über. Man spricht vom Ausdünsten, wenn Materialien nach und nach gasförmige Substanzen freisetzen. Dies geschieht, weil viele Chemikalien einen hohen Dampfdruck haben und bei Zimmertemperatur von allein “verfliegen”. So gelangen VOC kontinuierlich von Oberflächen und aus offenen Behältern in die Raumluft. Flüssige Produkte wie Farben oder Reiniger setzen vor allem während der Anwendung viele VOC frei. Weniger auffällig ist die langsame Abgabe aus festen Materialien: Ein neues Möbelstück kann noch Wochen nach dem Kauf Stoffe aus Leimen, Lacken und Kunststoffen an die Luft abgeben. Je höher die Temperatur und je schlechter die Lüftung, desto mehr sammeln sich VOC in der Raumluft an.

Gesundheitliche Wirkungen von VOC

Ob und wie stark VOC der Gesundheit schaden, hängt von Konzentration und Expositionsdauer ab. In den meisten Wohnungen sind die Konzentrationen einzelner Stoffe gering, akute Gesundheitsschäden sind dann nicht zu erwarten. Höhere VOC-Belastungen – etwa direkt nach dem Renovieren oder bei schlechter Lüftung – können jedoch diverse Beschwerden hervorrufen. Kurzfristig kommen Reizungen der Augen, Nase und Atemwege vor, außerdem Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit oder Müdigkeit.

Eine chronische VOC-Belastung kann langfristig ernste Folgen haben. Einige Verbindungen gelten als krebserregend (z.B. Benzol, Formaldehyd) oder können das Nerven- und Hormonsystem schädigen. Auch Atemwegserkrankungen und Allergien werden durch dauerhafte Schadstoffbelastung begünstigt. Kinder, Schwangere und Allergiker (z. B. Menschen mit Asthma) sind besonders gefährdet, weil sie empfindlicher reagieren. Kinder atmen relativ mehr Luft ein und ihr Körper entwickelt sich noch. Studien zeigen, dass Renovieren während der Schwangerschaft das Risiko erhöht, dass Kinder später Allergien oder Atemwegsprobleme entwickeln.

VOC reduzieren: Tipps für gesunde Raumluft

VOC lassen sich in Innenräumen nicht völlig vermeiden – aber es gibt viele Möglichkeiten, die Belastung zu senken. Achte schon beim Kauf von Einrichtung und Renovierungsbedarf auf schadstoffarme Produkte. Hier einige Tipps, um die VOC-Konzentration zu reduzieren:

  • Regelmäßig lüften: Frische Luft von draußen verdünnt Schadstoffe im Raum. Lüfte mehrmals täglich (Stoßlüften), besonders nach dem Schlafen, Kochen oder Reinigen. Gute Lüftung ist die einfachste und wirksamste Methode, um VOC loszuwerden.
  • Emissionsarme Produkte wählen: Kaufe bevorzugt Farben, Lacke, Möbel, Baustoffe und Reiniger mit niedrigem VOC-Gehalt. Orientierung bieten Umweltzeichen wie der Blaue Engel, die Produkte mit geringer Schadstoff-Emission kennzeichnen.
  • Neue Anschaffungen auslüften: Frisch gekaufte Möbel oder Matratzen solltest du zunächst ausgepackt in einem gut gelüfteten Raum stehen lassen. Plane Renovierungen so, dass genug Zeit zum Lüften bleibt, bevor du den Raum wieder nutzt (besonders beim Babyzimmer wichtig).
  • Chemikalien sparsam einsetzen: Verwende Reinigungs- und Duftmittel nur zurückhaltend. Oft reichen milde Hausmittel (Essig, Zitronensäure, Seife) aus. Verzichte möglichst auf ständige Raumduftspender oder Sprays.
  • Nicht in der Wohnung rauchen: Rauchen in Innenräumen sollte tabu sein. Tabakrauch enthält neben VOC auch Feinstaub und Gifte, die vor allem für Kinder und Nichtraucher schädlich sind.

Mit diesen Maßnahmen schaffst du eine deutlich gesündere Raumluft für deine Familie. Eine niedrige VOC-Belastung erhöht das Wohlbefinden und senkt gesundheitliche Risiken, besonders für Kinder.