PFAS: Unsichtbare “Ewigkeitschemikalien” als Gesundheitsrisiko für deine Familie
PFAS (per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) sind synthetische Chemikalien, die aufgrund ihrer extremen Langlebigkeit als “Ewigkeitschemikalien” bekannt sind. Diese Stoffe finden sich inzwischen nahezu überall – in unserer Umwelt, in Alltagsgegenständen und sogar im menschlichen Körper. Für junge Familien, werdende Eltern und Allergiker ist das ein wichtiges Thema: Was bedeuten PFAS für eure Gesundheit, und wie könnt du dich und deine Liebsten davor schützen? In diesem Artikel erfährst du einfühlsam und fundiert, was PFAS sind, wo sie vorkommen, welche Gefahren sie bergen und welche Maßnahmen im Alltag und in der Politik helfen, die Belastung zu verringern.
Symbolbild: PFAS sind weit verbreitete Chemikalien stellen und eine Belastung für Umwelt und Gesundheit dar.
Was sind PFAS?
PFAS ist die Abkürzung für per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen. Damit wird eine ganze Gruppe von menschengemachten chemischen Verbindungen bezeichnet – Schätzungen sprechen von über 10.000 einzelnen Stoffen. Allen gemeinsam ist, dass sie Kohlenstoff-Fluor-Bindungen enthalten, die zu den stabilsten chemischen Bindungen überhaupt gehören. Diese extreme Stabilität verleiht PFAS besondere Eigenschaften: Sie sind wasser-, schmutz- und fettabweisend sowie hitzebeständig. Deshalb kommen PFAS seit den 1950er Jahren in unzähligen Industrieprozessen und Alltagsprodukten zum Einsatz. Vielleicht hast du schon von PFC oder PFT gehört – auch das sind Bezeichnungen, die teils synonym für PFAS verwendet werden, wobei es chemische Unterschiede gibt.
Typische Anwendungsbeispiele für PFAS sind unter anderem:
- Antihaftbeschichtungen in Pfannen und Backformen (z.B. Teflon-Coating).
- Outdoor-Kleidung und Regenjacken, die durch PFAS-Imprägnierung wasserfest sind.
- Fettabweisende Lebensmittelverpackungen (Fast-Food-Papiertüten, Pizzakartons) und Einweggeschirr.
- Textilien und Teppiche mit schmutzabweisender Ausrüstung (z.B. Sofas, Autositze, Kinderwagen-Bezüge).
- Feuerlöschschäume für Brände, insbesondere an Flughäfen und in der Industrie.
- Kosmetika und Pflegeprodukte, z.B. manche wasserfeste Mascara oder Cremes (PFAS sind hier seltener, kommen aber vor).
Diese Vielfalt zeigt: PFAS begegnen uns im Alltag ständig – oft ohne dass wir es wissen, denn eine Kennzeichnungspflicht besteht kaum. Hersteller werben manchmal mit Aufdrucken wie “PFOA/PFOS-frei” auf Pfannen oder Jacken. Lass dich davon nicht täuschen: Das bedeutet nur, dass diese zwei alten PFAS (PFOA, PFOS) nicht enthalten sind – andere PFAS könnten aber als Ersatz genutzt worden sein. PFAS verstecken sich also häufig in Produkten, ohne dass es auf den ersten Blick erkennbar ist.
Warum gelten sie als “Ewigkeitschemikalien”?
PFAS werden als “Ewigkeitschemikalien” bezeichnet, weil sie in der Umwelt praktisch nicht abbaubar sind. Weder Sonneneinstrahlung, noch Mikroorganismen oder andere natürliche Prozesse können die robusten Kohlenstoff-Fluor-Bindungen effektiv zerstören. Einmal freigesetzt, bleiben PFAS jahrzehntelang (oder länger) in Boden, Wasser und Luft vorhanden. Selbst in den entlegensten Regionen der Erde – in arktischem Eis, in Tiefseefischen – wurden bereits PFAS-Rückstände nachgewiesen. Ihre extreme Persistenz führt dazu, dass sich PFAS immer weiter in der Umwelt anreichern.
Hinzu kommt, dass PFAS bioakkumulativ wirken: Sie reichern sich in lebenden Organismen an. Tiere und Menschen können PFAS nur sehr langsam wieder ausscheiden. Die Halbwertszeiten (Verweildauer im Körper) mancher dieser Stoffe betragen viele Jahre, sodass bei kontinuierlicher Aufnahme die Mengen im Körper stetig zunehmen. Aus diesem Grund spricht man von einer “unsichtbaren, aber dauerhaften Belastung”. Selbst wenn morgen alle PFAS-Emissionen gestoppt würden, hätten wir noch lange mit den bereits verbreiteten Rückständen zu kämpfen – daher der Name Ewigkeitschemikalien.
Für junge Eltern oder werdende Mütter/Väter ist diese Langlebigkeit besonders alarmierend. Sie bedeutet nämlich, dass auch Kinder und Enkel noch mit PFAS konfrontiert sein werden, wenn wir nicht entschlossen gegensteuern. Umso wichtiger ist es, das eigene Bewusstsein zu schärfen und zu verstehen, wie PFAS in unseren Körper gelangen und was wir dagegen tun können.
Wie gelangen PFAS in unseren Körper?
PFAS können über verschiedene Wege vom Umfeld in den menschlichen Organismus gelangen. Die Hauptpfade sind:
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Über die Nahrung: Lebensmittel sind oft die bedeutendste Quelle. PFAS reichern sich in der Nahrungskette an – z.B. in Fischen aus belasteten Gewässern oder in Fleisch, Milch und Eiern von Tieren, die PFAS-haltiges Futter oder Wasser aufgenommen haben. Auch Obst, Gemüse oder Getreide können Spuren enthalten, wenn Böden oder Bewässerungswasser kontaminiert sind. In Deutschland sind die meisten Lebensmittel zum Glück selten oder nur gering mit PFAS belastet, doch in belasteten Regionen (etwa nahe Industrie- oder Militärstandorten) besteht ein Risiko.
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Über Trinkwasser: Gelangen PFAS ins Grundwasser, können sie ins Trinkwasser übergehen. Gerade in Gegenden, wo PFAS produziert oder genutzt wurden, wurden teils erhöhte PFAS-Werte im Trinkwasser gemessen. Da wir jeden Tag Wasser trinken und auch Babys über Säuglingsnahrung oder Muttermilch Wasser bzw. PFAS aufnehmen, ist dies ein kritischer Eintragsweg. Die Europäische Trinkwasserrichtlinie schreibt ab 2024 regelmäßige PFAS-Tests für Wasserversorger vor, um Verbraucher besser zu schützen.
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Über die Luft und Hausstaub: PFAS-enthaltende Produkte sondern winzige Partikel oder Dämpfe ab. Beispielsweise können Imprägniersprays oder mit PFAS beschichtete Pfannen bei großer Hitze PFAS in die Raumluft abgeben. Diese Partikel sinken dann als Hausstaub nieder. Vor allem Kleinkinder nehmen über Hausstaub vergleichsweise viel auf (da sie oft am Boden spielen und Dinge in den Mund nehmen). Auch über die Atmung gelangen PFAS-haltige Stäube oder Aerosole in den Körper.
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Über die Haut: Dieser Pfad ist weniger bedeutend, da PFAS-Moleküle meist zu groß sind, um leicht durch die Haut zu dringen. Laut Bundesinstitut für Risikobewertung gilt eine Aufnahme über die Haut etwa bei PFAS-haltiger Kleidung als unwahrscheinlich. Allerdings können PFAS durch Kosmetika (z.B. Lippenstift, der verschluckt wird) oder durch Hand-zu-Mund-Kontakt aus kontaminiertem Staub dennoch indirekt den Weg in uns finden.
In der Realität spielen oft alle diese Quellen zusammen. PFAS sind mittlerweile allgegenwärtig: Studien fanden PFAS-Rückstände im Blut aller untersuchten Kinder in Deutschland. Selbst Neugeborene kommen schon mit PFAS in Kontakt, da PFAS die Plazenta passieren und über die Nabelschnur zum Fötus gelangen können. Außerdem werden Säuglinge über die Muttermilch weiter exponiert. So können sich bereits im frühesten Lebensalter messbare Mengen im Körper ansammeln.
Allergiker-Familien fragen sich vielleicht, ob PFAS auch Allergien auslösen. Der direkte Zusammenhang ist derzeit nicht eindeutig bewiesen. Allerdings schwächen PFAS das Immunsystem und könnten somit indirekt die Anfälligkeit für allergische Erkrankungen erhöhen oder bestehende Allergien verschlimmern. Für Familien mit empfindlichen Kindern (z.B. Neurodermitis, Asthma) ist es daher sinnvoll, PFAS-Quellen vorsorglich zu minimieren, um das Immunsystem nicht zusätzlich zu belasten.
Welche Gesundheitsgefahren bestehen durch PFAS?
PFAS stehen im Verdacht, eine Reihe von gesundheitlichen Schäden zu verursachen – insbesondere bei langandauernder, niedriger Exposition, wie sie in der Allgemeinbevölkerung vorkommt. Wissenschaftliche Studien bringen bestimmte PFAS (vor allem die am besten untersuchten wie PFOA und PFOS) mit folgenden Auswirkungen in Verbindung:
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Beeinträchtigung des Immunsystems: PFAS können immunsuppressiv wirken, d.h. das Immunsystem in seiner Funktion dämpfen. So wurden z.B. geringere Antikörperreaktionen nach Impfungen bei erhöhten PFAS-Werten beobachtet. Für Babys, die bereits im Mutterleib PFAS ausgesetzt waren, ist dieses geschwächte Immunsystem besonders problematisch – Infekte und auch Impfungen könnten bei ihnen weniger effektiv abgewehrt werden.
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Hormonelle Störungen und Fortpflanzung: PFAS können als endokrine Disruptoren wirken, also ins Hormonsystem eingreifen. Bei Schwangeren wurden Zusammenhänge mit niedrigerem Geburtsgewicht der Babys festgestellt – ein höherer PFAS-Spiegel der Mutter kann zu etwas leichteren Neugeborenen führen. Es gibt Hinweise, dass PFAS die Fruchtbarkeit beeinträchtigen können (bei Frauen wie bei Männern). Sogar die Spermienqualität von Söhnen hoch belasteter Mütter könnte vermindert sein, wie neuere Daten andeuten. Zudem erhöhen PFAS möglicherweise das Risiko für Schwangerschaftskomplikationen wie Präeklampsie (schwangerschaftsbedingter Bluthochdruck) oder Fehlgeburten im frühen Schwangerschaftsstadium.
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Schädigung von Organen und Stoffwechsel: Besonders gut belegt ist die Belastung der Leber. PFAS reichern sich in der Leber an und können dort die Funktion stören. In Studien zeigte sich etwa ein Anstieg des Cholesterinspiegels im Blut in Zusammenhang mit PFAS-Exposition. Auch die Schilddrüse kann betroffen sein: PFAS stehen im Verdacht, Schilddrüsenhormone zu beeinflussen und so Schilddrüsenerkrankungen wie z.B. Hypothyreose (Unterfunktion) begünstigen zu können.
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Krebsrisiko: Einige PFAS gelten als möglicherweise krebserregend. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft PFOA inzwischen als krebserregend für den Menschen ein, PFOS als vermutlich krebserregend. Epidemiologische Untersuchungen bringen hohe PFAS-Belastungen mit einem erhöhten Risiko für Nierenkrebs und Hoden- oder Brustkrebs in Verbindung. Zwar sind diese Zusammenhänge noch nicht abschließend bewiesen, aber die Indizien mehren sich, dass PFAS das Krebsrisiko erhöhen können.
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Weitere Effekte: In Tierversuchen zeigten PFAS zusätzlich negative Auswirkungen auf die neuro- und entwicklungsbiologische Gesundheit (z.B. verzögertes Lernen, Verhaltensänderungen bei hoher Dosis). Ob PFAS langfristig sogar unser Erbgut schädigen können, wird aktuell noch erforscht. Fest steht aber: Da PFAS so extrem langlebig sind, ist jede potenziell schädliche Wirkung besonders relevant – selbst geringe Effekte können sich über die Zeit summieren, weil wir die Stoffe kaum loswerden.
Besonders verletzliche Gruppen wie Schwangere, Ungeborene, Babys und Kleinkinder sind durch PFAS gefährdet. Ihr sich entwickelnder Organismus reagiert empfindlicher auf toxische Einflüsse. Beispielsweise wurde festgestellt, dass Neugeborene von Müttern mit hoher PFAS-Belastung tendenziell kleiner und leichter sind. Auch die bereits erwähnte Schwächung des Immunsystems betrifft Babys und Kinder in besonderem Maße. Für Allergiker und chronisch Kranke kann eine zusätzliche Immunbelastung durch PFAS ebenfalls problematisch sein.
Natürlich hängt das konkrete Risiko von der Dosis ab: Ein einzelnes PFAS-belastetes Produkt wird dich nicht sofort krank machen. Die Gefahr liegt in der kontinuierlichen, kumulativen Exposition, die über Jahre und Jahrzehnte zu gesundheitlichen Problemen beitragen kann. Deshalb sind sich Fachleute einig, dass PFAS in ihrer Gesamtheit als kritisch anzusehen sind – zumal es Tausende Varianten gibt und Kombinationseffekte möglich sind.
Was sagen aktuelle Studien zu PFAS?
In den letzten Jahren hat die Forschung verstärkt die Verbreitung und Wirkung von PFAS untersucht – mit teils alarmierenden Ergebnissen. Hier ein Blick auf einige aktuelle Erkenntnisse und Studien:
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Allgegenwart im Blut von Kindern: Eine groß angelegte deutsche Umweltstudie (GerES V, 2014–2017) fand bei allen über 1.000 untersuchten Kindern messbare PFAS-Konzentrationen im Blut. Bei rund einem Fünftel der Kinder waren die Werte so hoch, dass Gesundheitsschäden nicht mehr sicher ausgeschlossen werden konnten. Hauptquellen für die Belastung der Kinder waren laut Studie Muttermilch, kontaminiertes Trinkwasser und der Gebrauch von Imprägniersprays im Haushalt. Diese Ergebnisse zeigen, dass PFAS längst im Alltag unserer Kinder angekommen sind.
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Impfstudien und Infektanfälligkeit: Studien aus verschiedenen Ländern (z.B. den Färöer-Inseln und USA) haben gezeigt, dass Kinder mit höheren PFAS-Werten im Blut geringere Antikörpertiter nach Routineimpfungen aufweisen. Auch traten Atemwegsinfekte teils häufiger auf. Diese Hinweise auf eine Immunsystem-Schwächung durch PFAS werden von Expert:innen als besonders besorgniserregend angesehen, da sie gerade bei Kindern die Abwehr gegen Krankheiten mindern können.
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Wirkung auf Schwangerschaft und Entwicklung: Die schwedische SELMA-Studie (2022) untersuchte den Einfluss von PFAS auf Schwangerschaftsverläufe. Ergebnis: Frauen mit höherer PFOA-Belastung hatten ein etwa 50 % erhöhtes Risiko für Fehlgeburten im ersten Trimester. Zudem deuten Daten aus dieser und anderen Studien auf einen Zusammenhang mit Präeklampsie (Bluthochdruck in der Schwangerschaft) hin. Parallel wird immer klarer, dass PFAS die Plazentaschranke überwinden und so ungeborene Babys direkt belasten. Auch nach der Geburt wurden bei Kindern mit hoher PFAS-Exposition vermehrt Entwicklungsauffälligkeiten und geringeres Wachstum beobachtet – hier sind weitere Forschungen im Gange.
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Neue Klassifikationen (WHO/IARC): Wie erwähnt, hat die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC, eine WHO-Behörde) im Jahr 2022 PFOA offiziell als krebserregend für den Menschen eingestuft. PFOS wurde als „möglicherweise krebserregend“ bewertet. Diese Neubewertungen basieren auf zunehmenden Hinweisen aus Tierexperimenten und humanen Studien, die bestimmte Krebsarten (z.B. Nieren- und Leberkrebs) mit PFAS in Verbindung bringen. Die Tatsache, dass eine weltweit angesehene Institution wie die WHO solche Warnungen ausspricht, unterstreicht die Dringlichkeit des Themas.
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Ongoing Research & Ausblick: Aufgrund der Vielzahl an PFAS laufen international zahlreiche Studien, um weitere Risiken aufzudecken. Zunehmend im Fokus stehen z.B. Stoffe der neuen Generation (Ersatzstoffe für PFOA/PFOS wie GenX), deren Wirkung noch wenig erforscht ist. Auch mögliche Effekte auf das Erbgut und langfristige Folgen für kommende Generationen werden untersucht. In Deutschland startet 2025 die ALISE-Studie, um die Schadstoffbelastung von Kindern und Jugendlichen – inklusive PFAS – genauer zu erforschen. Die Wissenschaft arbeitet also mit Hochdruck daran, die “blinden Flecken” bei PFAS zu schließen. Doch trotz aller noch offenen Fragen besteht in einem Punkt Konsens: PFAS stellen ein reales Gesundheitsrisiko dar, dem begegnet werden muss.
Aktuelle Studien liefern also ein immer klareres Bild: PFAS sind weit verbreitet und können vielfältige negative Effekte auf die Gesundheit haben. Gerade für empfindliche Gruppen wie ungeborene Babys, Kinder oder Menschen mit geschwächtem Immunsystem sind die Ergebnisse ein Weckruf. Im nächsten Abschnitt schauen wir darauf, wie du dich im Alltag vor PFAS schützen kannst – denn auch wenn wir die Belastung nicht vollständig eliminieren können, gibt es doch einige praktische Maßnahmen zur Reduktion.
Wie kann man sich im Alltag vor PFAS schützen?
Angesichts der Allgegenwart von PFAS mag man sich machtlos fühlen. Tatsächlich können wir eine gewisse Hintergrundbelastung nicht völlig vermeiden, da PFAS in Wasser und Nahrung vorkommen. Dennoch gibt es im Alltag einige Stellschrauben, an denen du drehen kannst, um die persönliche PFAS-Exposition für dich und deine Familie zu verringern:
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Informierte Produktwahl: Überlege bei Konsumgütern, ob du PFAS-haltige Produkte wirklich brauchst. Beispielsweise kannst du auf Teflonpfannen verzichten und stattdessen Pfannen aus Edelstahl, Gusseisen oder Keramik benutzen. Bei Outdoor-Jacken oder Schuhen gibt es mittlerweile PFAS-freie Imprägnierungen (Stichwort PFC-frei bei Funktionskleidung). Frage gezielt nach solchen Alternativen. Auch Teppiche oder Polstermöbel ohne “Easy-Clean”-Chemie sind eine Überlegung wert – so reduzierst du PFAS in deiner Wohnumgebung.
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Sparsamer Umgang mit Imprägniersprays: Viele Imprägniersprays für Kleidung, Schuhe oder Outdoor-Ausrüstung enthalten PFAS. Verwende solche Sprays nur, wenn es unbedingt nötig ist, und möglichst im Freien oder bei weit geöffnetem Fenster, damit du die Dämpfe nicht einatmest. Noch besser: Greife zu PFAS-freien Imprägniermitteln (es gibt inzwischen Produkte auf Silikon- oder Wachs-Basis). So bleibt die Jacke wasserabweisend, ohne dass schädliche Chemie in deine Wohnungsluft gelangt.
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Fast-Food-Verpackungen entsorgen: PFAS aus beschichteten Lebensmittelverpackungen können auf das Essen übergehen. Wenn du mal Fast Food oder Take-away genießt, nimm die Pommes oder den Burger zuhause am besten gleich aus der beschichteten Verpackung und lege das Essen auf einen Teller. So minimierst du die Kontaktzeit mit dem PFAS-Papier. Verwende für dein eigenes Essen möglichst Frischhaltedosen oder Butterbrotpapier statt beschichteter Wegwerfverpackungen. Tipp: Bei fettigen Snacks vom Imbiss ein normales Papiertuch um das Essen wickeln – das reduziert den Fettdurchtritt durch die Verpackung und damit auch die PFAS-Migration.
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Trinkwasser filtern (bei Bedarf): Informiere dich bei deinem Wasserversorger über die PFAS-Werte im Trinkwasser. In vielen Regionen liegen sie zum Glück unter den neuen Grenzwerten. Falls euer Leitungswasser jedoch nachweislich erhöhte PFAS-Werte hat (z.B. bekannt in Teilen Nordrhein-Westfalens oder rund um Industrieareale), kann ein Aktivkohle-Filter oder eine Umkehrosmose-Anlage Abhilfe schaffen. Diese Filtersysteme können viele PFAS aus dem Wasser entfernen. Beachte aber, dass Filter regelmäßig gewechselt werden müssen, damit sie wirksam bleiben. Alternativ könnte vorübergehend auf geprüftes Flaschenwasser ausgewichen werden – achte auch hier auf aktuelle Tests, da PFAS leider selbst in Mineralwässern mancher Quellen gefunden wurden.
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Staub reduzieren & Hygiene: Einfache Hausmittel helfen, die indirekte Aufnahme von PFAS zu verringern. Da PFAS an Staubpartikel binden können, halte deine Wohnräume möglichst staubarm: regelmäßig feucht wischen und einen Staubsauger mit Hepa-Filter nutzen, der Feinstaub zurückhält. Wasche dir und deinen Kindern oft die Hände, besonders vor dem Essen – so gelangt weniger Hausstaub (und damit möglicherweise PFAS) in den Mund. Lüfte regelmäßig, um Ausdünstungen von Chemikalien aus Möbeln oder Teppichen nach draußen abzuleiten.
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Bewusste Ernährung: Generell ist eine abwechslungsreiche Ernährung empfehlenswert, um eine einseitig hohe Belastung aus einer Quelle zu vermeiden. Esse z.B. nicht täglich Fisch aus möglicherweise belasteten Gewässern, sondern wechsle die Eiweißquellen ab (Fisch, Fleisch, pflanzliche Proteine). Regionale Produkte sind toll – aber informiere dich, ob in eurer Gegend PFAS-Probleme bekannt sind (etwa durch Feuerwehrübungsplätze, Deponien oder Industrie). Zur Not lieber Lebensmittel aus weniger belasteten Regionen kaufen. Und: Trink ausreichend (sauberes) Wasser – das fördert die Ausscheidung der Stoffe, soweit der Körper sie eliminieren kann.
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Produkte vor erstem Gebrauch waschen: Bei neuen Textilien oder Geschirr mit Beschichtungen kann es helfen, sie vor der ersten Benutzung gründlich zu waschen. Zwar bekommst du damit PFAS nicht aus einer Pfannenbeschichtung heraus, aber loses material oder Rückstände von der Oberfläche könnten entfernt werden. Kleidung (z.B. Outdoorhosen) ruhig 1-2 Mal waschen, um überschüssige Imprägnierung zu reduzieren – allerdings macht häufiges Waschen die PFAS-Beschichtung natürlich auch weniger wirksam. Hier muss man abwägen, was einem wichtiger ist: maximale Funktion oder Chemikalienreduktion.
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Auf Siegel achten: Einige Umwelt- und Gesundheitslabels berücksichtigen PFAS. Zum Beispiel meiden Produkte mit dem Blauen Engel viele problematische Chemikalien (es gibt z.B. einen Blauen Engel für Textilien, der PFAS verbietet). In Naturtextil-Läden nach PFC-freier Outdoor-Kleidung fragen. Bei Kosmetik auf Inhaltsstoffe wie “PTFE” oder “Perfluoro” in der Liste schauen und lieber meiden. Die Nachfrage schafft Angebot – je mehr Verbraucher PFAS-freie Alternativen wählen, desto mehr wird die Industrie umstellen.
Am Ende gilt: Ganz umgehen kann man PFAS derzeit nicht, aber du kannst sie reduzieren. Selbst kleine Schritte – wie häufiger staubwischen oder auf die beschichtete Bratpfanne verzichten – summieren sich über die Zeit zu einer geringeren Gesamtbelastung. Lass dich dabei nicht entmutigen von Aussagen wie jenen des BfR, dass der Einzelne wenig Einfluss hat. Es stimmt zwar, dass das Problem vor allem politisch gelöst werden muss – doch bis dahin kannst du durch bewusste Entscheidungen immerhin dein persönliches Risiko senken. Jeder vermiedene Kontakt ist ein Gewinn für die Gesundheit, besonders die deiner Kinder.
Gesetzliche Regelungen & politische Entwicklungen
Die Thematik PFAS hat in den letzten Jahren auch Politik und Gesetzgeber auf den Plan gerufen. Schließlich handelt es sich um ein breitflächiges Umwelt- und Gesundheitsproblem, das sich nur durch kollektives Handeln lösen lässt. Hier ein Überblick, was sich gesetzlich und politisch tut:
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Verbote einzelner PFAS: Einige der ältesten und problematischsten PFAS wurden bereits reguliert. So sind die Substanzen PFOS und PFOA – früher in vielen Imprägnierungen und Teflonpfannen – in der EU inzwischen verboten (PFOS seit 2009, PFOA seit 2020). Auch langkettige PFAS wie PFHxS wurden als persistent-organische Schadstoffe eingestuft und ihre Nutzung stark eingeschränkt. Diese Verbote zeigen Wirkung: Seit dem PFOA-Verbot sinken die PFOA-Blutwerte in der Allgemeinbevölkerung langsam. Allerdings ersetzen Hersteller verbotene PFAS häufig durch andere PFAS, die noch erlaubt sind – das Grundproblem blieb also bestehen.
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Geplantes EU-weites PFAS-Verbot: Um diesem “Whack-a-Mole”-Spiel (ein Stoff verbieten, der nächste rückt nach) ein Ende zu setzen, arbeiten fünf europäische Staaten – darunter Deutschland – gemeinsam an einer Gesamtbeschränkung für PFAS. Im Januar 2023 wurde der EU-Chemikalienagentur ECHA ein umfangreicher Vorschlag vorgelegt, der ein Verbot von rund 10.000 PFAS-Stoffen vorsieht. Dieser Vorschlag wird derzeit geprüft und diskutiert. Eine Entscheidung der EU-Kommission über neue PFAS-Regeln wird für 2025 erwartet. Wahrscheinlich wird es kein sofortiges Komplettverbot geben, sondern Übergangsfristen von mehreren Jahren für verschiedene Branchen, damit Ersatzstoffe entwickelt werden können. Aber die Stoßrichtung ist klar: PFAS sollen bis auf unverzichtbare Ausnahmen schrittweise aus Produktion und Produkten verschwinden.
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Grenzwerte in Wasser und Lebensmitteln: Parallel zu Verbotsplänen wurden Grenzwerte eingeführt, um die aktuell unvermeidbare PFAS-Belastung im Zaum zu halten. In der EU-Trinkwasserrichtlinie gelten ab 2026 neue strenge Werte: Für die Summe aller messbaren PFAS im Trinkwasser liegt der zulässige Höchstwert künftig bei 0,5 µg/L (bzw. 0,1 µg/L für einzelne besonders problematische PFAS). Wasserversorger müssen regelmäßig testen und eingreifen, falls die Werte höher liegen. Auch für Lebensmittel hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) 2020 strenge Toleranzwerte vorgeschlagen, insbesondere für empfindliche Verbrauchergruppen. Deutschland setzt zudem auf Human-Biomonitoring-Werte (HBM): Ab bestimmten PFAS-Blutkonzentrationen – den HBM-II-Werten – wird eine gesundheitliche Gefährdung angenommen und Behörden empfehlen Maßnahmen, um die Aufnahme zu senken.
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Altlasten und Reinigung: Ein großes Thema ist die Sanierung bereits verseuchter Standorte. PFAS-Hotspots – etwa Böden um Chemiefabriken, Flughäfen (durch Löschschaum) oder Deponien – sind schwer zu reinigen, was enorme Kosten verursacht. Nach dem Verursacherprinzip sollen eigentlich die Verursacher zahlen, doch oft muss die öffentliche Hand einspringen. Forschungseinrichtungen und Unternehmen suchen fieberhaft nach Entsorgungs- und Reinigungsmethoden für PFAS. Ein Durchbruch gelang 2022 mit einem speziellen chemischen Verfahren, das PFAS in harmlose Bestandteile zerlegen könnte. Auch das Fraunhofer-Institut in Deutschland hat 2023 eine Technik vorgestellt, um PFAS aus kontaminiertem Wasser zu entfernen. Solche Innovationen machen Hoffnung, dass man bestehende PFAS-Verschmutzungen künftig besser in den Griff bekommt – sie stehen aber noch am Anfang der praktischen Anwendung.
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Internationale Initiativen: PFAS sind auch global ein Thema. Im Rahmen der UN-Umweltprogramme (z.B. Stockholmer Übereinkommen für persistente Schadstoffe) werden immer wieder PFAS-Verbindungen auf die Verbotsliste gesetzt. Die OECD und das Umweltprogramm der Vereinten Nationen sprechen Empfehlungen aus, PFAS weltweit zu reduzieren. Gleichzeitig lobbyieren jedoch einige Industriezweige gegen strenge Regulierungen, da PFAS in bestimmten High-Tech-Anwendungen (wie Halbleitern, Medizinprodukten oder der E-Mobilität) als schwer ersetzbar gelten. Hier ringt man international um Lösungen, die essentielle Anwendungen ermöglichen, aber den massenhaften unnötigen Gebrauch eindämmen.
Unterm Strich bewegt sich etwas: Die Politik hat erkannt, dass PFAS ein ernstzunehmendes Problem sind. Auch in Deutschland wurden PFAS-Skandale (z.B. verseuchte Böden in Nordrhein-Westfalen) publik, was den Handlungsdruck erhöhte. Für uns Verbraucher bedeutet das zwar, dass die zukünftige Belastung vermutlich sinken wird – aber die bereits aufgenommenen PFAS verschwinden nicht über Nacht. Daher bleibt es wichtig, sowohl politisch dran zu bleiben (z.B. durch Unterstützen von Initiativen für strengere Gesetze) als auch im Alltag aufmerksam zu sein.
Fazit: PFAS – unsichtbare Gefahr, der wir begegnen können
PFAS, die sogenannten Ewigkeitschemikalien, sind zu einem unsichtbaren Alltagsbegleiter geworden – mit potenziell gravierenden Folgen für Umwelt und Gesundheit. Für dich als (werdende) Eltern, als junge Familie oder auch als Allergiker ist es verständlich, sich Sorgen zu machen, wenn man von PFAS hört. Die Fakten sind tatsächlich besorgniserregend: PFAS sind überall zu finden, sie reichern sich in unserem Körper an und können langfristig das Immunsystem schwächen, die Entwicklung der Kinder beeinträchtigen und ernsthafte Krankheiten begünstigen.
Doch es gibt auch gute Nachrichten: Das Problembewusstsein wächst – in der Wissenschaft, in der Politik und bei Verbrauchern. Immer mehr Studien liefern Klarheit, und auf politischer Ebene sind umfassende Verbote in Vorbereitung. Viele Hersteller suchen bereits nach PFAS-freien Alternativen, weil sie wissen, dass die Zukunft den sauberen Produkten gehört.
Für dich persönlich heißt das: Bleib informiert, aber gerate nicht in Panik. Du musst nicht alle Outdoor-Jacken wegwerfen oder das Trinkwasser meiden. Mit ein paar bewussten Entscheidungen kannst du das Risiko deutlich reduzieren – zum Beispiel, indem du PFAS-haltige Produkte nach Möglichkeit meidest, auf eine vielseitige Ernährung achtest und dein Zuhause regelmäßig von Staub befreist. Solche pragmatischen Schritte schützen dich und deine Familie im Alltag.
Gleichzeitig lohnt es sich, laut zu bleiben: Sprich das Thema bei Ärzten, in der Kita oder Schule an, teile Wissen mit anderen Eltern. Je mehr Menschen über PFAS Bescheid wissen, desto größer der Druck auf Hersteller und Politik, nachhaltige Lösungen umzusetzen. Letztlich wollen wir alle ein gesundes Umfeld für unsere Kinder – frei von “ewigen Chemikalien”. Dieses Ziel ist ehrgeizig, aber nicht unerreichbar, wenn wir gemeinsam daran arbeiten.
Fazit: PFAS sind eine Herausforderung unserer Zeit, doch du bist ihr nicht hilflos ausgeliefert. Indem du informiert bist und im Alltag bewusste Entscheidungen triffst, kannst du einen wichtigen Beitrag leisten. Schütze dich und deine Familie bestmöglich und unterstütze die Forderung nach einer PFAS-freien Zukunft – damit “ewige Chemikalien” bald der Vergangenheit angehören und unsere Kinder in einer gesünderen Welt aufwachsen können.