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Wenn Umwelt krank macht.
Moderne Umweltmedizin.

Stand: 20. Mai 2025

Lösungsmittel – Eine Gesundheitsgefahr für dich und deine Familie

Lösungsmittel begegnen dir im Alltag öfter, als du denkst. Ob beim Streichen der Wohnung, beim Basteln mit Kleber oder beim Putzen – viele Produkte enthalten flüchtige chemische Stoffe, die deine Gesundheit belasten können. Lösungsmittel sind unsichtbar, aber ihr Geruch verrät sie oft. Hier erfährst du, was Lösungsmittel genau sind, wo sie vorkommen, welche Risiken sie besonders für Schwangere, Kinder und Allergiker bergen und wie du dich im Alltag davor schützen kannst.

Verschiedene Haushaltsprodukte mit LösungsmittelnAbbildung: Viele Alltagsprodukte wie Farben, Lacke oder Reinigungsmittel enthalten flüchtige Lösungsmittel, die als Dämpfe an die Raumluft abgegeben werden.

Was sind Lösungsmittel?

Lösungsmittel sind chemische Substanzen (oft flüssig), die andere Stoffe lösen können. Ein typisches Beispiel ist Farbverdünner, der feste Farbpartikel in Flüssigkeit hält. Viele Lösungsmittel sind organische Verbindungen, die bereits bei Raumtemperatur verdampfen – man nennt sie daher flüchtige organische Verbindungen (VOC). Gerade dieses Verdampfen macht sie so problematisch: Die entstehenden Dämpfe verteilen sich in der Luft und können von dir unbemerkt eingeatmet werden. Oft haben sie einen starken, stechenden Geruch (man denke an frische Farbe oder Klebstoff). Lösungsmittel sind außerdem meist leicht entzündlich und können bei unsachgemäßem Gebrauch Brandgefahr bedeuten – doch ihr Einfluss auf die Gesundheit steht hier im Vordergrund.

Wo kommen Lösungsmittel im Alltag vor?

Im Haushalt und Alltag sind Lösungsmittel weit verbreitet. Zahlreiche Produkte enthalten solche Stoffe – häufig ohne dass es dir bewusst ist. Hier einige typische Quellen, in denen du Lösungsmitteln begegnen kannst:

  • Farben, Lacke und Verdünner: Wandfarben, Holzlacke, Sprühlacke und entsprechende Verdünnungsmittel enthalten oft Lösungsmittel, damit sie streich- oder sprühfähig sind. Beim Trocknen der Farbe verdunsten diese Stoffe in die Raumluft.
  • Klebstoffe und Kleber: Von Bastelkleber über Sekundenkleber bis zu Montageklebern – viele enthalten flüchtige Lösemittel, die den Kleber geschmeidig halten. Man riecht es z. B. deutlich bei Modellbau-Klebern oder Teppichklebern.
  • Reinigungs- und Lösungsmittel: Spezielle Reiniger wie Fleckenentferner, Terpentin, Nitroverdünnung oder Backofenreiniger enthalten aggressive Lösemittel. Auch gewöhnliche Putzmittel, Sprays und Polituren können Alkohole oder andere Lösungsmittel enthalten. Der frische Zitronenduft eines Reinigers kommt meist von flüchtigen Chemikalien.
  • Möbelpolituren und Holzschutzmittel: Zum Pflegen von Möbeln oder Parkett werden teils lösemittelhaltige Polituren, Wachse oder Öle verwendet. Ebenso enthalten Holzschutzlasuren oder Schädlingsmittel oft organische Lösungsmittel, die ausdünsten.
  • Treibstoffe und Technik: Benzin und Diesel enthalten Benzol und andere Aromaten (Lösungsmittelbestandteile). Beim Umgang in Garage oder Garten (Rasenmäher, Kettensäge) können diese Dämpfe freiwerden. Auch bestimmte technische Lösemittel (z. B. zum Entfetten von Metall oder in Druckern) kommen im Alltag vor.
  • Alltagsmaterialien und Renovierung: Neue Bauprodukte wie Bodenbeläge, Teppiche, Vinyl, Spanplatten-Möbel, Dichtungsmassen oder Schaumlacke enthalten anfangs Lösungsmittel und Weichmacher, die nach und nach ausgasen. Deshalb riecht ein neues Sofa oder ein Vinylboden oft „chemisch“.
  • Kosmetik und Hobby: Klassisches Beispiel ist Nagellackentferner, der meist aus Aceton besteht – ein starkes Lösungsmittel. Auch manche Farben für den Hobbybedarf (z. B. Modellfarben) oder Klebstoffe für Kunsthandwerk sind lösemittelhaltig.

Wie du siehst, lauern Lösungsmittel praktisch überall in unserer Umgebung – von der Werkstatt über den Putzschrank bis zum Kinderzimmer. Ihr Geruch („Lackgeruch“, „Chemiegeruch“) ist ein Warnsignal. Doch auch geruchsarme Produkte können VOC freisetzen. Wir verbringen rund 80–90 % unserer Zeit drinnen, daher lohnt es sich, diese Quellen zu kennen.

Benzol, Toluol & Co: Beispiele für problematische Lösungsmittel

Nicht alle Lösungsmittel sind gleich gefährlich – doch einige bekannte Vertreter gelten als besonders kritisch für die Gesundheit. Hier einige Beispiele, die häufig vorkommen:

  • Benzol (Benzene): Benzol ist ein aromatischer Kohlenwasserstoff, der z. B. im Benzin und früher in Farben oder Klebern enthalten war. Benzol ist eindeutig krebserregend (Kategorie 1A) – es kann bei Menschen nachweislich Krebs auslösen (insbesondere Leukämie). Wegen dieser Gefahr wird Benzol heute in vielen Anwendungen durch weniger giftige Stoffe ersetzt. Dennoch kann Benzol noch in Autoabgasen, Zigarettenrauch oder Lösungsmittelgemischen vorkommen. Bereits in geringer Konzentration kann es das Knochenmark schädigen und Kopfschmerzen, Schwindel oder Benommenheit verursachen.
  • Toluol (Toluene): Toluol ist ein naher Verwandter des Benzols und kommt in Lacken, Klebern, Verdünnern und Kraftstoffen vor. Es gilt als weniger krebserregend als Benzol, ist aber keineswegs harmlos. Toluol wird hauptsächlich über die Atemluft aufgenommen und wirkt in hoher Dosis wie ein Narkotikum – Schwindel, Benommenheit bis hin zur Bewusstlosigkeit können auftreten. Bei langfristiger Belastung sind Nervenschäden möglich, und es besteht der Verdacht auf fruchtschädigende Wirkung (es kann also möglicherweise dem ungeborenen Kind schaden). Auch Organe wie Leber und Nieren können durch chronische Toluol-Exposition in Mitleidenschaft gezogen werden.
  • Xylol (Xylene): Xylol (Gemisch aus o-, m-, p-Xylol) wird als Lösemittel in Farben, Lacken, Reinigern und Kraftstoffen eingesetzt. Es reizt Atemwege, Augen und Haut und kann ähnlich wie Toluol Schwindel, Kopfschmerzen und Übelkeit verursachen. Bei starker oder wiederholter Exposition kann Xylol das Gehirn und die Nerven schädigen – in der Arbeitsmedizin sind Fälle von Konzentrationsstörungen oder Nervenschäden nach chronischem Xylol-Kontakt bekannt. Xylol ist entzündlich und gesundheitsschädlich; aus Arbeitsschutzgründen gibt es strenge Grenzwerte.
  • Aceton (Acetone): Aceton ist ein sehr flüchtiges Lösungsmittel, bekannt als Hauptbestandteil vieler Nagellackentferner. In geringer Dosis ist Aceton weniger giftig als Aromaten wie Benzol oder Toluol, kann aber trotzdem Schleimhäute und Atemwege reizen. Wer schon einmal intensiv Nagellackentferner gerochen hat, kennt die beißenden Dämpfe – sie trocknen zudem Haut und Nägel aus. Schwangere sollten Aceton meiden: Studien legen nahe, dass häufiges Einatmen von Acetondämpfen in der Schwangerschaft das Risiko für Fehlgeburten und Fehlbildungen erhöhen kann. Zum Glück gibt es heute acetonfreie Alternativen (dazu später mehr). Bei sehr hohen Konzentrationen – etwa in schlecht belüfteten Räumen – kann Aceton außerdem zu Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit und Benommenheit führen.

Diese vier sind nur einige Beispiele. Es gibt viele weitere Lösungsmittel (z. B. Ethanol und Isopropanol in Reinigungsalkohol, Methylethylketon, Ether, Chlorkohlenwasserstoffe in Entfettern etc.), die jeweils eigene Risiken mit sich bringen. Wichtig ist: Fast alle Lösungsmittel können bei übermäßiger Exposition der Gesundheit schaden – auf verschiedene Weise.

Wie gelangen Lösungsmittel in deinen Körper?

Der hauptsächliche Aufnahmeweg für Lösungsmittel ist das Einatmen. Da Lösungsmittel verdampfen, atmen wir ihre Dämpfe über die Lunge ein. Von dort gelangen sie rasch ins Blut und verteilen sich im Körper. In Innenräumen kann sich schnell eine höhere Konzentration aufbauen, vor allem wenn wenig gelüftet wird. Tatsächlich haben Studien gezeigt, dass die Konzentration organischer Chemikalien (VOC) in Innenräumen meist 2- bis 5-mal höher ist als draußen an der frischen Luft. Bei bestimmten Aktivitäten – etwa wenn du Farbe abbeizt oder lösungsmittelhaltige Lacke großflächig aufträgst – können die Werte kurzfristig sogar bis zu 1000-fach über den Außenluftwerten liegen. Das zeigt, wie wichtig gute Belüftung beim Umgang mit solchen Produkten ist (dazu später mehr).

Neben der Atemluft gibt es zwei weitere Aufnahmepfade: Hautkontakt und Verschlucken. Viele Lösungsmittel können durch die Haut dringen, vor allem wenn sie lange einwirken. So kann z. B. Benzin oder Terpentin durch die Haut aufgenommen werden – zusätzlich reizen diese Stoffe die Haut und entfetten sie stark, was zu Rötungen und Entzündungen führen kann. Trage daher immer Handschuhe, wenn du mit Lösemitteln hantierst, um direkten Hautkontakt zu vermeiden.

Die orale Aufnahme (also Verschlucken) von Lösungsmitteln kommt im Haushalt zum Glück selten vor – sie wäre oft sehr gefährlich. Allerdings können Kleinkinder gefährdet sein, wenn lösungsmittelhaltige Produkte ungesichert herumstehen. Beispielsweise wirken ein bunter Reiniger oder Lampenöl auf Kinder manchmal wie etwas Trinkbares. Schon kleine Mengen verschluckter Lösungsmittel können schwere Vergiftungen verursachen (Atemlähmung, Lungenschäden, Bewusstlosigkeit). Bewahre solche Produkte daher immer außer Reichweite von Kindern auf und achte auf kindersichere Verschlüsse.

Fazit: In der Regel nimmst du Lösungsmittel im Alltag vor allem über die Atemluft auf. Deshalb konzentrieren wir uns im Folgenden auf die ausgasenden Dämpfe und ihre Gesundheitswirkungen – und wie du diese Belastung minimieren kannst.

Gesundheitsgefahren durch Lösungsmittel

Lösungsmittel gelten als chemische Gesundheitsrisiken, weil sie eine Reihe von negativen Wirkungen auf den Körper haben können. Welche Beschwerden auftreten, hängt ab von Art und Menge des Lösungsmittels sowie der Dauer der Exposition. Hier ein Überblick, was Lösungsmittel in hoher Konzentration oder bei langfristiger Belastung anrichten können:

  • Reizung von Augen, Atemwegen und Haut: Fast alle Lösungsmitteldämpfe wirken reizend. Deine Augen können tränen, im Hals kratzt es, und du musst vielleicht husten. Die Schleimhäute (Nase, Rachen) trocknen aus oder schwellen an. Auch die Haut wird durch Kontakt entfettet und gereizt – Rötungen oder Ekzeme sind möglich. Besonders Allergiker oder Asthmatiker spüren oft schnell eine Reizung (dazu später mehr).
  • Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit: Typische akute Symptome bei zu viel Lösungsmitteldampf sind Kopfschmerzen, Benommenheit, Schwindelgefühl, Übelkeit und Unwohlsein. Manche Lösemittel haben eine betäubende Wirkung auf das Nervensystem – man fühlt sich „duselig“ oder berauscht. Im Extremfall (z. B. bewusstes Lösungsmittelschnüffeln oder Arbeiten ohne Lüftung) kann es zu Erbrechen, Koordinationsstörungen, Atemnot oder sogar Ohnmacht kommen. Diese Warnsignale solltest du ernst nehmen und sofort für Frischluft sorgen, wenn sie auftreten.
  • Belastung von Leber, Nieren und Gehirn: Viele organische Lösungsmittel werden in der Leber abgebaut und über die Nieren ausgeschieden. Bei langfristiger, hoher Belastung können diese Organe Schaden nehmen. Die US-Umweltbehörde EPA warnt, dass Lösungsmittel bei chronischer Exposition die Leber, die Nieren und das zentrale Nervensystem schädigen können. Einige Symptome entwickeln sich schleichend: Konzentrationsstörungen, Gedächtnisprobleme oder Schlafstörungen können Hinweise sein, dass Lösemittel das Nervensystem beeinträchtigen. In Studien zeigte sich, dass Menschen mit jahrelanger Lösemittelexposition langfristig eine verschlechterte Gedächtnis- und Gehirnleistung aufweisen. Diese schweren Effekte treten meist nur bei starker beruflicher oder missbräuchlicher Exposition auf – trotzdem ist es gut, das Risiko zu kennen.
  • Allergien und Atemwegserkrankungen: Lösungsmittel selbst lösen keine klassischen Allergien im Sinne einer Immunreaktion aus. Aber: Durch ihre reizende Wirkung können sie Allergien begünstigen oder verschlimmern. Zum Beispiel berichten Umweltmediziner, dass Lösungsmittelemissionen bei Ungeborenen und kleinen Kindern das Auftreten von Allergien fördern können. Auch asthmatische Beschwerden können sich verschlechtern – Lösungsmittele in der Luft können bei empfindlichen Personen asthmatische Anfälle mit auslösen, obwohl sie keine Allergene sind. Insgesamt gelten diese Chemikalien als unspezifische Reizstoffe, die Bronchien und Schleimhäute empfindlicher machen für andere Auslöser. Mehr dazu im Abschnitt für Allergiker.
  • Krebsrisiko: Einige Lösungsmittel stehen im Verdacht, krebserregend zu sein. Benzol etwa verursacht nachweislich Leukämie. Andere Stoffe wie Formaldehyd (ein VOC in Spanplatten und Desinfektionsmitteln) sind ebenfalls als krebserregend eingestuft. Die EPA stellt fest, dass einige organische Lösemittel im Tierversuch Krebs auslösen und manche auch beim Menschen als krebserregend bekannt oder verdächtig sind. Die meisten Alltags-Lösungsmittel (z. B. Alkohole, Aceton, Terpentinersatz) sind zwar nicht als krebserregend klassifiziert, aber Vorsicht ist dennoch geboten – zumal Mischungen und Folgeprodukte (wie beim Rauchen) synergistisch wirken können.

Keine Panik: Nicht jeder kurze Farbgeruch richtet gleich großen Schaden an. Die Auswirkungen hängen von der Dosis ab. Kleine Mengen an Lösungsmitteln werden vom Körper oft wieder abgebaut, ohne dauerhafte Schäden zu hinterlassen. Dennoch solltest du unnötige Belastungen meiden – insbesondere Symptome wie Kopfschmerzen oder Atemwegsreizungen sind ein Zeichen, dass die Konzentration zu hoch ist. Im nächsten Schritt schauen wir uns an, wer besonders vorsichtig sein sollte.

Lösungsmittel in der Schwangerschaft

Für werdende Mütter und ihre ungeborenen Kinder stellen Lösungsmittel eine besondere Gefahr dar. In der Schwangerschaft gilt das Motto: so wenig Chemikalien wie möglich. Denn viele Lösungsmittel überwinden leicht die Plazentaschranke – was die Mutter einatmet, gelangt auch zum Baby. Ungeborene Babys sind extrem empfindlich gegenüber toxischen Einflüssen, da sich Organe und Nervensystem gerade entwickeln.

Studien zeigen, dass starke Lösemittelexposition in der Frühschwangerschaft das Fehlbildungsrisiko erhöht. In einer kanadischen Untersuchung etwa hatten Frauen, die beruflich regelmäßig organischen Lösungsmitteln (wie Phenol, Aceton oder Trichlorethylen) ausgesetzt waren, deutlich häufiger Babys mit Missbildungen als unbeeinflusste Frauen. Die Palette reichte von geringem Geburtsgewicht über Entwicklungsstörungen bis zu Fehlbildungen an Wirbelsäule und Gliedmaßen. Besonders kritisch ist offenbar das 1. Trimester (die ersten drei Monate), wenn die Organbildung stattfindet.

Zum Glück sind solche extremen Belastungen im normalen Alltagsleben selten. Dennoch raten Experten, Schwangere so wenig wie möglich mit Lösungsmitteln in Kontakt zu bringen. „Es ist sinnvoll, Frauen während der Schwangerschaft möglichst wenig organischen Lösemitteln auszusetzen“, schreiben Forscher – kurzzeitige, mäßige Belastungen (z. B. einmaliges Türstreichen) scheinen zwar kein dramatisches Risiko zu sein, aber warum ein unnötiges Risiko eingehen? Wenn du schon beißenden Lösemittelgeruch wahrnimmst oder dir sogar übel wird und die Augen tränen, ist die Konzentration definitiv zu hoch – in solchen Fällen kann auch der Fötus unzumutbar belastet werden.

Praxis-Tipps für Schwangere: Verzichte möglichst darauf, selbst zu streichen, zu lackieren oder mit starken Reinigungsmitteln zu arbeiten. Bitte stattdessen jemanden um Hilfe – dein Partner, Freunde oder Familie können einspringen. Die offizielle Empfehlung lautet sogar: „Werdende Mütter sollten Renovierungsarbeiten lieber vom Partner übernehmen lassen und auch nicht dabei zusehen.“. Wenn renoviert wird, dann rechtzeitig vor der Geburt: „Nicht erst kurz vor der Geburt renovieren, damit das Neugeborene nicht der hohen Anfangskonzentration von Lösungsmitteln ausgesetzt wird“. Plane Malerarbeiten also am besten einige Monate vor dem Entbindungstermin, sodass die Räume auslüften können.

Es gibt heutzutage lösemittelfreie oder -arme Farben und Lacke, teils mit dem Siegel Blauer Engel. Diese sind eine bessere Wahl für Kinderzimmer und für Schwangere. Aber Achtung: Auch scheinbar lösungsmittelfreie Farben können Restemissionen haben. Dr. Norbert Englert vom Umweltbundesamt betont, dass Schwangere auch bei Alternativprodukten unnötige Belastungen meiden sollten. Falls du doch mal Nagellack entfernen möchtest, benutze acetonfreien Nagellackentferner – Aceton kann, wie erwähnt, Fehlbildungsrisiken erhöhen, wenn es häufig eingeatmet wird. Und selbstverständlich: Finger weg von Hobby-Chemikalien wie Lackverdünner oder Lösungsmittelklebern während der Schwangerschaft.

Zusammengefasst: Schütze dich und dein Baby vor Lösungsmitteldämpfen. Frische Farbe, Klebergeruch oder aggressive Reiniger haben in der Schwangerschaft nichts verloren. Lüfte großzügig, halte dich nicht in frisch gestrichenen Räumen auf und warte mit der Einrichtung des Babyzimmers so lange, bis kein Chemiegeruch mehr wahrnehmbar ist. Dein Nachwuchs wird es dir danken.

Schadstoffe im Kinderzimmer – warum Kinder besonders gefährdet sind

Nicht nur Ungeborene, auch Kinder reagieren empfindlicher auf Schadstoffe wie Lösungsmittel. Es gibt mehrere Gründe dafür: Kinder atmen schneller als Erwachsene und nehmen dadurch in derselben Zeit mehr Luft (und damit mehr Schadstoffe) auf. Außerdem ist ihr Körper noch nicht so geübt im „Entgiften“ – Leber und Niere von Kleinkindern können viele Chemikalien noch nicht so effektiv abbauen. Hinzu kommt, dass Kinder sich viel auf dem Boden aufhalten und oft näher an den Emissionsquellen sind (z. B. krabbeln sie auf dem frisch gewischten Boden oder spielen neben neuen Möbeln). Schließlich entwickelt sich ihr Immunsystem und Nervensystem noch – störende Einflüsse können hier nachhaltigere Schäden verursachen.

Die Luftqualität im Kinderzimmer ist daher besonders wichtig. Leider können in einem modernen Haushalt überall Schadstoffe im Kinderzimmer lauern: in Möbeln, Teppichen, Wandfarben, Spielzeugen usw.. Viele dieser Dinge dünsten anfangs Lösemittel, Weichmacher oder andere Chemikalien aus. Babys und Kleinkinder reagieren auf solche Schadstoffe noch sensibler als Erwachsene – ihr Körper kann sich schlechter wehren. Die Folge: Das Risiko, z. B. an Allergien oder Asthma zu erkranken, ist bei belasteter Raumluft für Kinder deutlich höher. Studien belegen etwa, dass Babys häufiger Atemwegsprobleme entwickeln, wenn im ersten Lebensjahr viel renoviert oder neue Bodenbeläge verlegt wurden. Lösemittel können hierbei eine Rolle spielen, indem sie die Atemwege reizen und das Immunsystem aus dem Gleichgewicht bringen.

Schütze deine Kinder vor Lösungsmitteln, indem du ihr Umfeld möglichst schadstoffarm gestaltest. Konkret heißt das: Verwende für Wände, Böden und Möbel im Kinderzimmer nur geprüfte, emissionsarme Produkte. Orientiere dich an Siegeln wie dem Blauen Engel, EU Ecolabel oder TÜV schadstoffgeprüft. Lüfte besonders gründlich, wenn du neue Möbel aufgebaut oder gestrichen hast, und lass dein Kind erst dann darin schlafen, wenn kein Geruch mehr wahrnehmbar ist. Achte auch auf Alltagsquellen: Viele bunte Kinderprodukte (Schlafmatten, aufblasbare Spielsachen, billige Möbel) können Lösungsmittel oder Weichmacher enthalten – lüfte sie aus oder vermeide zweifelhafte Billigprodukte.

Ein weiterer Tipp: Regelmäßig Staub saugen und wischen. Schwer flüchtige Schadstoffe schlagen sich nämlich oft im Hausstaub nieder. Kleine Kinder nehmen viel Staub auf (krabbelnd und alles in den Mund steckend) und könnten so belastet werden. Durch feuchtes Wischen und HEPA-Staubsauger hältst du die Schadstoffbelastung gering. Natürlich ersetzt das nicht das Vermeiden der Quelle, aber es hilft.

Zuletzt: Beobachte deine Kinder. Wenn sie in einem bestimmten Raum häufig zu tränen beginnen, husten oder über Kopfweh klagen, könnte etwas in der Luft nicht stimmen. Nimm solche Hinweise ernst und gehe der Ursache auf den Grund – im Zweifel mit einer Raumluftmessung. Kinder können uns oft nicht genau sagen, was los ist, aber ihr Körper reagiert ehrlich. Sorge also für eine möglichst giftfreie Umgebung – insbesondere im Kinderzimmer, wo sie so viel Zeit verbringen.

Lösungsmittel und Allergien: Risiko für Allergiker-Familien

Für Allergiker und Asthmatiker können Lösungsmittel besonders unangenehm sein. Wie schon erwähnt, lösen diese Stoffe zwar keine Allergie im klassischen Sinne aus – aber sie wirken als Reizstoffe und können allergische Reaktionen verstärken oder Asthmaanfälle anstoßen. Wenn du oder jemand in deiner Familie unter Asthma oder chronischen Atemwegsproblemen leidet, solltest du lösemittelhaltige Dämpfe strikt minimieren.

Asthma und Lösungsmittel: Bei empfindlichen Personen kann bereits ein kräftiger Farb- oder Reinigungsmittelgeruch zu Atemnot führen. Man spricht hier von intrinsischem Asthma bzw. einem nicht-allergischen Asthmaanfall: Kalte Luft, Rauch oder eben starke Lösungsmittelgerüche können einen Asthmatiker ins Stolpern bringen. Die Bronchien reagieren auf solche Reize mit Verengung, auch wenn kein Allergen beteiligt ist. Für Allergiker (z. B. Hausstaub- oder Pollenallergiker), die ohnehin empfindliche Atemwege haben, sind zusätzliche Chemikalien ebenfalls kontraproduktiv – sie senken die Reizschwelle. Im Klartext: Ist deine Nase durch Allergien vorgeschädigt, wirst du auf Lösemitteldämpfe noch schneller mit Niesen, Kratzen im Hals oder Atembeschwerden reagieren.

Hautallergien und Lösungsmittel: Weniger bekannt, aber möglich, sind Kontaktreaktionen. Lösungsmittel trocknen die Haut aus und können die Barriere schädigen. Dadurch dringen andere Allergene leichter ein. Zudem sind manche Lösungsmittel mit allergieauslösenden Stoffen verbunden – z. B. können in Terpentin (Naturharzverdünner) Spuren von Baumharzen enthalten sein, die Kontaktallergien triggern. Allergiker sollten daher direkten Hautkontakt mit lösemittelhaltigen Produkten meiden.

Chemikaliensensitivität: Manche Menschen entwickeln eine übersteigerte Empfindlichkeit gegenüber Chemikalien (MCS – Multiple Chemical Sensitivity). Sie reagieren auf kleinste Spuren von Lösemitteln mit Kopfschmerzen, Atemnot, Übelkeit oder Hautreaktionen. Falls bei euch jemand so sensibel ist, ist ein konsequent lösemittelfreier Haushalt das Ziel: Duftsprays raus, nur noch verträgliche (am besten geruchlose) Produkte verwenden und Wohnung gut lüften.

Tipp: Als allergiegeplagte Familie achte auf spezielle „für Allergiker geeignete“ Produkte. Es gibt z. B. Wandfarben, die explizit für Allergiker empfohlen werden (oft auf Silikat- oder Kalkbasis ohne Konservierungsmittel). Auch Reinigungsmittel mit dem Blauen Engel sind häufig parfümfrei und besonders schonend. Insgesamt gilt: Alles, was die chemische Last in der Luft reduziert, hilft Allergikern und Asthmatikern, freier durchzuatmen.

So vermeidest du schädliche Lösungsmittel (Tipps für den Alltag)

Nach all den Risiken nun die gute Nachricht: Du kannst dich und deine Familie vor Lösungsmittel-Belastung schützen! Mit einigen einfachen Maßnahmen lässt sich die Konzentration dieser Schadstoffe in der Raumluft drastisch senken. Hier die wichtigsten Tipps, um VOC zu vermeiden oder zumindest zu reduzieren:

  • Regelmäßig und richtig lüften: Frische Luft ist der Feind der Schadstoffe. Lüfte mehrmals am Tag kräftig durch – das ist das A und O für ein gesundes Raumklima. Insbesondere während und nach dem Gebrauch von Farben, Sprays oder starken Reinigern solltest du für Durchzug sorgen. Am besten Stoßlüften (Fenster weit auf für 5–10 Minuten), damit die Lösemitteldämpfe nach draußen abziehen. Auch nach dem Renovieren gilt: über Wochen hinweg täglich lüften, weil Baustoffe noch lange ausgasen. Im Kinderzimmer nachts ein Fenster auf Kipp zu haben, kann ebenfalls helfen, die Raumluft frisch zu halten. Kurz gesagt: Luft rein, Schadstoffe raus!
  • Lösemittelarme Produkte wählen: Du kannst viel steuern, indem du beim Kauf auf schadstoffarme Produkte achtest. Viele Hersteller bieten heute VOC-freie oder -arme Varianten an – z. B. wasserbasierte Lacke, lösemittelfreie Kleber oder acetonfreien Nagellackentferner. Es gibt bereits eine große Auswahl an solchen Alternativen. Achte auf Begriffe wie „emissionsarm“, „lösungsmittelfrei“ oder Siegel wie Blauer Engel, natureplus, ECO-Institut etc. Farben und Lacke mit dem Blauen Engel etwa sind besonders lösemittelarm und emissionsgeprüft. Auch für Möbel, Matratzen und selbst Reinigungsmittel existieren Labels, die strenge Anforderungen an den Schadstoffgehalt stellen. Solche Produkte sind für Familien ideal.
  • In Schwangerschaft und mit Kindern besonders vorsorgen: Wenn du schwanger bist oder kleine Kinder im Haus hast, sei extra konsequent. Vermeide Renovierungen in dieser Zeit oder nutze Produkte, die als babygeeignet verkauft werden (z. B. spezielle „Kinderzimmer-Farbe“ ohne Lösemittel). Halte Schwangere und Kinder von frischen Renovierungsbereichen fern – schicke sie notfalls zu Verwandten, bis die Wohnung ausgelüftet ist. Plane Renovierungen weit im Voraus (ein frisch gestrichenes Kinderzimmer mindestens 2–3 Monate vor der Geburt fertigstellen). Und natürlich: Lass dir helfen und geh selbst nicht in die „Dampfzone“.
  • Belastung an der Quelle reduzieren: Einige Tricks können verhindern, dass Lösemittel überhaupt in die Innenluft gelangen. Deckel drauf! – lasse Farb- und Kleberdosen nicht unnötig offen stehen. Schließe Behälter sofort nach Gebrauch wieder dicht. Kaufe lieber kleinere Mengen, die du gleich verbrauchst, statt große Gebinde, die angebrochen im Keller stehen und ausgasen. Lagere Lösungsmittel außerhalb des Wohnbereichs, am besten im Schuppen, der Garage oder gut belüfteten Keller. Eine offene Terpentinflasche hat im Wohnzimmerschrank nichts verloren. Auch durch niedrigere Temperatur kann man Emissionen verringern – beheizte Räume gasen mehr aus. Überheize also nicht unnötig Zimmer, in denen neue Möbel oder Materialien stehen (aber achte dabei auf Schimmelprävention).
  • Auf Raumdüfte und Sprays verzichten: Viele denken, ein Raumduftspray oder Duftkerzen würden schlechte Gerüche „überdecken“. In Wahrheit bringen sie nur weitere Chemikalien in die Luft. Raumluftsprays, Duftstecker, Räucherstäbchen – all das enthält flüchtige organische Stoffe. Verzichte lieber ganz darauf. Frische Luft durch Lüften ist immer der bessere Weg, Gerüche loszuwerden, anstatt sie mit anderen Düften zu überlagern. Das gleiche gilt für exzessiven Einsatz von Desinfektionsmitteln oder „spezial Reiniger“ im Haushalt – sie sind selten nötig und belasten die Atemluft.
  • Schonende Reinigungs-Alternativen nutzen: Im normalen Haushalt braucht man kaum aggressive Lösungsmittele. Für viele Aufgaben genügen milde Mittel: Allzweckreiniger auf Seifenbasis, Essigreiniger, Soda oder Zitrone für Kalk, Mikrofasertücher, Dampfreiniger – all das kommt meist ohne organische Lösemittel aus. Lösemitteleinsatz sollte die Ausnahme für harte Fälle bleiben (z. B. Fleck mit Terpentin behandeln, Farbe aus Kleidung entfernen). Und wenn es sein muss, dann mach’s clever: Nur punktuell anwenden, gut lüften und Schutzhandschuhe tragen. Generell kann man sagen: Je weniger es stark „chemisch“ riecht beim Putzen, desto besser für die Gesundheit.
  • Haus staubfrei und pflanzenreich halten: Wie schon erwähnt, setzen sich manche Schadstoffe im Staub ab. Regelmäßiges Staubwischen und Staubsaugen (mit Filter) senkt die Gesamtbelastung. Pflanzen im Raum können außerdem helfen, die Luft zu verbessern – einige Zimmerpflanzen sollen sogar bestimmte VOC aus der Luft filtern (z. B. Efeu, Bogenhanf, Grünlilie). Erwarten darf man davon keine Wunder, aber als natürliche Luftverbesserer schaden Pflanzen sicher nicht – und sie produzieren Sauerstoff.

Zu guter Letzt: Informiere dich weiter. Diese Seite gibt dir einen umfassenden Überblick, aber die Welt der Wohnschadstoffe ist vielfältig. Wenn dich spezielle Themen interessieren – etwa formaldehydfreie Möbel, VOC-Messung oder allergikerfreundliche Renovierung – findest du auf GesundeFamilie.de weitere Artikel, die ins Detail gehen. Durch Wissen und bewusste Entscheidungen kannst du dein Zuhause für dich und deine Lieben gesünder gestalten.

Fazit: Lösungsmittel sind zwar allgegenwärtig, aber du bist ihnen nicht hilflos ausgeliefert. Mit gesundem Menschenverstand – Lüften, richtige Produktauswahl, Vorsicht in Schwangerschaft und Kinderjahren – lässt sich die Chemikalienbelastung im Alltag deutlich senken. So kannst du und deine Familie sprichwörtlich tief durchatmen, ohne dass beißende Lösemitteldämpfe in der Luft liegen. Deine Gesundheit wird es dir danken!