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Stand: 30. April 2025 / Radon

Radon könnte das Risiko für Schwangerschaftsdiabetes erhöhen

Radon ist ein natürliches, radioaktives Gas, dem du jeden Tag ausgesetzt bist – unsichtbar und geruchlos. Eine aktuelle US-Studie legt nahe, dass hohe Radonwerte das Risiko für Schwangerschaftsdiabetes erhöhen könnten. Hier erfährst du, was das für werdende Mütter bedeutet und wie du dich und deine Familie vor Radon schützen kannst.

Schematisch: Radon-Gas strömt aus dem Erdreich in ein Haus Radon dringt aus dem Boden in Innenräume ein – auch Schwangere sind diesem unsichtbaren Gas zuhause ausgesetzt.

Was ist Radon?

Radon ist ein radioaktives Edelgas, das beim Zerfall von Uran im Boden entsteht. Es ist farb- und geruchlos, sodass du es nicht wahrnehmen kannst. Aus dem Erdreich gelangt Radon kontinuierlich an die Oberfläche und kann durch Risse und Undichtigkeiten in Kellern und Gebäudefundamenten in Häuser eindringen. In geschlossenen Räumen kann sich das Gas anreichern und höhere Konzentrationen erreichen.

Jeder Mensch atmet täglich kleine Mengen Radon ein – meist in ungefährlichen Dosen. Doch bei stark erhöhter Konzentration kann Radon gesundheitsschädlich sein.

Radon ist vor allem für sein Lungenkrebsrisiko bekannt: In Innenräumen gilt es laut Weltgesundheitsorganisation nach dem Rauchen als eine der wichtigsten Ursachen für Lungenkrebs. Das zeigt, wie bedeutend dieser Umweltfaktor für die Gesundheit sein kann. Die durchschnittliche Radon-Konzentration in deutschen Wohnräumen liegt bei etwa 65 Becquerel pro Kubikmeter (Bq/m³). In einigen Regionen – besonders in Mittel- und Hochgebirgsgegenden Süddeutschlands – wurden jedoch deutlich höhere Werte von über 150 Bq/m³ gemessen, während der Norden Deutschlands meist geringere Radonwerte aufweist.

Die Studie: Erhöht Radon das Diabetes-Risiko in der Schwangerschaft?

Ob Radon nicht nur die Lunge, sondern womöglich auch den Zuckerstoffwechsel beeinflusst, hat kürzlich eine US-Studie untersucht. Forscher der Columbia University in New York begleiteten dafür 9.107 schwangere Frauen (Durchschnittsalter 27 Jahre) an acht Kliniken in den USA. Alle Teilnehmerinnen waren zum ersten Mal schwanger, und keine litt vor der Schwangerschaft an Diabetes.

Den Frauen wurde auf Basis ihres Wohnorts eine durchschnittliche Radon-Belastung zugeordnet. Diese Daten stammten aus Messungen auf County-Ebene und wurden in drei Kategorien eingeteilt: niedrig (< 1 pCi/L, unter ~37 Bq/m³), mittel (1–2 pCi/L, ca. 37–74 Bq/m³) und hoch (≥ 2 pCi/L, über ~74 Bq/m³).

Anschließend verfolgte man, wie viele Frauen im Laufe der Schwangerschaft einen Gestationsdiabetes (Schwangerschaftsdiabetes) entwickelten. Von den 9.107 Frauen bekamen 382 diese Diagnose – etwa 4,2 %. Das Risiko dafür war in der Gruppe mit der höchsten Radonbelastung rund 37 % höher als in der Gruppe mit der niedrigsten Radonbelastung. Mit anderen Worten: In den Regionen mit ≥ 2 pCi/L Radon traten deutlich mehr Fälle von Schwangerschaftsdiabetes auf als in Regionen mit < 1 pCi/L. Dieser Unterschied blieb bestehen, selbst nachdem die Forscher andere Einflussfaktoren wie Alter, BMI, soziale Faktoren und die Feinstaubbelastung berücksichtigt hatten.

Besonders stark war der Radon-Effekt bei Frauen, die zusätzlich rauchten oder starker Luftverschmutzung ausgesetzt waren – hier war das Risiko für Schwangerschaftsdiabetes fast doppelt so hoch. Dagegen war bei Nichtraucherinnen in sauberer Umgebung kein signifikanter Radon-Einfluss erkennbar.

Was bedeuten diese Ergebnisse?

Wichtig ist: Diese Ergebnisse zeigen eine statistische Verbindung, aber keinen direkten Beweis, dass Radon Schwangerschaftsdiabetes verursacht. Zudem wurde die Radonbelastung nur grob auf Wohnort-Ebene erfasst und nicht individuell gemessen. Das bringt Ungenauigkeiten mit sich – weitere Studien mit präziseren, individuellen Radon-Messungen sind nötig.

Trotz dieser Einschränkungen ist der Befund bemerkenswert. Radon könnte über Entzündungen und Zellschäden im Körper den Zuckerstoffwechsel beeinflussen. Ähnliche Mechanismen werden auch für Feinstaub und Rauchen diskutiert. Bisher standen vor allem Faktoren wie Alter, Übergewicht oder genetische Veranlagung als Ursachen im Vordergrund, doch mittlerweile werden auch Umwelteinflüsse wie Luftverschmutzung und Rauchen als Faktoren diskutiert. Radon wäre ein neuer Puzzlestein in diesem Bild.

Warum ist Radon für Schwangere wichtig?

Schwangerschaftsdiabetes ist eine der häufigsten Schwangerschaftskomplikationen und kann zu ernsthaften Problemen führen. So kommt es häufig zu sehr schweren Babys und erschwerten Geburten; zudem steigt für die Mutter das Risiko, später an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Deshalb lohnt es sich, alle potenziellen Risikofaktoren – einschließlich Umweltfaktoren wie Radon – zu kennen und möglichst zu minimieren.

Was kannst du gegen Radon tun?

Obwohl noch weiterer Forschungsbedarf besteht, kann es nicht schaden, die Radon-Belastung zuhause im Auge zu behalten – zumal Radon unabhängig vom Diabetes-Risiko generell so gering wie möglich gehalten werden sollte. In Deutschland gilt ein Richtwert von 300 Bq/m³ (Jahresmittel) als Schwellenwert, ab dem Handlungsbedarf besteht. Hier ein paar Tipps, was du tun kannst:

  • Radon messen: Mit einem einfachen Langzeit-Radon-Test (Messgerät oder -Dose, über einige Monate) kannst du feststellen, wie hoch die Radonkonzentration in deiner Wohnung ist.
  • Richtig lüften: Durch regelmäßiges Querlüften – besonders im Keller und Erdgeschoss – lässt sich angesammeltes Radon nach draußen befördern.
  • Undichtigkeiten abdichten: Dichte Risse und undichte Stellen im Keller und Fundament ab, damit weniger Radon aus dem Boden ins Haus eindringt (auch Abflüsse und Kabeldurchführungen prüfen).
  • Fachleute hinzuziehen: Bei hohen Radonwerten solltest du spezialisiertes Fachpersonal kontaktieren. Möglich sind zum Beispiel Absaugsysteme unter dem Haus oder ein verbessertes Lüftungssystem, um die Werte zu senken.

Du musst wegen Radon nicht in Panik verfallen – aber ein wenig Achtsamkeit schadet nicht. Durch gute Lüftung und bei Bedarf eine Radonmessung tust du bereits viel für die Gesundheit deiner Familie. Die neue Studie führt vor Augen, dass auch Umweltfaktoren unsere Gesundheit beeinflussen können – gerade in der sensiblen Phase der Schwangerschaft. Mit ein paar einfachen Maßnahmen machst du dein Zuhause noch sicherer und gesünder.