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28. April 2025 / Mikroplastik

Unsichtbare Gefahr: Nanoplastik in Wasserflaschen viel höher als bisher angenommen

Viel mehr als gedacht: In jedem Liter Wasser aus Plastikflaschen befinden sich laut einer aktuellen Studie Hunderttausende winziger Nanoplastik-Partikel. Erfahre, warum Experten alarmiert sind und wie du dein Risiko minimierst.

PET-Flaschen mit Mikroplastik PET-Flaschen könnten eine unsichtbare Gefahr bergen: Forscher haben überraschend viele Nanoplastik-Partikel im Wasser gefunden.

Glasklar, erfrischend, alltäglich – für viele Menschen gehört Mineralwasser aus der Plastikflasche selbstverständlich zum Alltag. Es gilt als praktisch, sauber und gesund. Doch eine neue wissenschaftliche Untersuchung aus den USA bringt überraschende Erkenntnisse ans Licht: In Flaschenwasser wurden enorme Mengen unsichtbarer Plastikpartikel nachgewiesen. Mit jedem Schluck könnten also winzige Kunststoffteilchen in unseren Körper gelangen – eine bislang unterschätzte Gefahr für die Gesundheit?

Was sind Nanoplastikpartikel und warum sind sie problematisch?

Wenn Plastik mit der Zeit zerfällt, entstehen immer kleinere Bruchstücke. Mikroplastik nennt man Partikel unter 5 Millimetern Größe – etwa so groß wie ein Sandkorn oder kleiner. Noch eine Dimension darunter liegen Nanoplastikpartikel. Das sind Kunststoffteilchen kleiner als 1 Mikrometer (µm) – also viel kleiner als ein Staubkorn und mit bloßem Auge unsichtbar. Sie entstehen, wenn Mikroplastik weiter zermahlen wird oder direkt als Abrieb bei der Nutzung von Plastikprodukten.

Gerade weil Nanoplastik so winzig ist, kann es im Körper leicht Barrieren durchdringen. Im Unterschied zu größeren Partikeln können Nanoplastikteilchen beispielsweise die Darmwand oder das Lungengewebe passieren und ins Blut gelangen. Von dort verteilen sie sich weiter: Solche Mini-Plastikfragmente wurden bereits in verschiedenen Organen gefunden – sogar im Gehirn und in der Plazenta. Zudem bietet Nanoplastik eine große Oberfläche, an der Schadstoffe anhaften und mit ins Körperinnere gelangen können. Das macht diese winzigen Teilchen vermutlich riskanter für die Gesundheit als größeres Mikroplastik.

Wichtige Ergebnisse der Studie

Eine im Fachjournal PNAS veröffentlichte Untersuchung der Columbia University (USA) hat erstmals die Menge an Mikro- und Nanoplastik in Mineralwasser aus PET-Flaschen genau vermessen. Die Forschenden nutzten ein spezielles Laser-Mikroskopieverfahren, um selbst winzigste Kunststoffteilchen sichtbar zu machen und zu zählen. Mit dieser neuen Methode durchleuchteten sie Proben mehrerer handelsüblicher Mineralwässer aus Plastikflaschen.

Das Ergebnis ist alarmierend: In einem Liter Flaschenwasser fanden sich rund 240.000 Plastikteile. Frühere Schätzungen gingen von nur wenigen Hundert Partikeln pro Liter aus – die neue Messung zeigt also eine um ein Vielfaches höhere Belastung. Dieser Anstieg liegt vor allem daran, dass nun auch die zuvor unsichtbaren Nanopartikel mitgezählt wurden.

Etwa 90 % der entdeckten Partikel gehörten zur Kategorie Nanoplastik (kleiner als 1 µm); nur etwa 10 % waren „größere“ Mikroplastik-Stücke. Wie erwartet, bestand der Großteil dieser Teilchen aus PET, dem Flaschenmaterial. Daneben fanden sich Spuren anderer Kunststoffe aus dem Herstellungsprozess.

Mögliche gesundheitliche Risiken

Noch ist unklar, welche Auswirkungen die unzähligen Mikro- und Nanopartikel im Körper langfristig haben. Bisher gibt es keinen Beleg, dass die im Trinkwasser enthaltenen Mengen direkt Krankheiten auslösen. Allerdings mehren sich Hinweise, dass diese Fremdstoffe der Gesundheit schaden könnten. Aufgrund ihrer Winzigkeit können Nanopartikel von Zellen aufgenommen werden und sich in Organen anreichern. Das könnte chronische Entzündungen verursachen und Zellen schädigen.

Nanoplastikteilchen können auch als Transportmittel für andere Schadstoffe dienen. Kunststoff enthält oft chemische Zusatzstoffe (wie Weichmacher), die den Hormonhaushalt stören können. Gelangen solche Teilchen in den Organismus, könnten sie dort entsprechend hormonelle Funktionen beeinflussen. Ein Tierversuch deutet sogar auf neurologische Folgen hin: Mäuse, die mehrere Wochen mikroplastikhaltiges Wasser tranken, entwickelten Gedächtnis- und Verhaltensprobleme; in ihrem Gehirn fanden sich Plastikpartikel. Das lässt sich zwar nicht direkt auf Menschen übertragen, zeigt aber, wie weit solche Partikel vordringen können.

Experten fordern daher weitere Untersuchungen. Viele empfehlen schon jetzt, die Aufnahme von Plastikpartikeln vorsichtshalber zu reduzieren – auch wenn ein direkter Schaden beim Menschen noch nicht eindeutig bewiesen ist.

Tipps für den Alltag: Wie kann man das Risiko minimieren?

Es gibt einige einfache Möglichkeiten, die Aufnahme von Mikro- und Nanoplastik über das Trinkwasser zu verringern:

  • Leitungswasser statt Flaschenwasser trinken: In Deutschland unterliegt Leitungswasser strengen Kontrollen und enthält in der Regel weniger Plastikpartikel als abgefülltes Wasser. Wer auf Leitungswasser setzt, spart außerdem Geld und Plastikmüll.
  • Auf Glas oder Edelstahl umsteigen: Wenn Getränke gekauft werden, sind Glasflaschen ideal – Glas gibt keine Partikel ans Wasser ab. Für unterwegs helfen robuste Trinkflaschen aus Edelstahl, um Plastikflaschen zu vermeiden.
  • Keine Plastikflaschen erhitzen oder in der Sonne lagern: Hitze begünstigt die Freisetzung von Kunststoffpartikeln und chemischen Zusätzen. Plastikflaschen sollten daher nicht in der prallen Sonne oder im heißen Auto liegen. Kochend heiße Getränke füllt man besser in Gefäße aus Glas oder Metall.
  • Einwegflaschen nicht mehrfach verwenden: Einweg-Plastikflaschen sollte man nach dem Gebrauch recyceln und nicht mehrfach nutzen. Durch Drücken und Alterung entsteht sonst zusätzlicher Abrieb. Besser direkt zu stabilen Mehrwegflaschen greifen, die für längere Nutzung ausgelegt sind.

Fazit: Bewusst konsumieren und neue Forschung abwarten

Die neue Studie macht deutlich, dass scheinbar reines Mineralwasser aus Plastikflaschen in Wahrheit mit unzähligen winzigen Plastikteilchen belastet sein kann. Noch ist unklar, was das für unsere Gesundheit bedeutet – doch Unwissenheit sollte kein Grund zur Sorglosigkeit sein. Es ist sinnvoll, schon jetzt den Plastikkonsum vorsichtshalber zu reduzieren – zum Beispiel häufiger Leitungswasser oder Glasflaschen zu nutzen. Das schont auch die Umwelt.

Gleichzeitig heißt es, weitere Forschung abzuwarten. Die Wissenschaft steckt auf diesem Gebiet noch in den Anfängen; in den kommenden Jahren werden weitere Studien zeigen, wie viel Mikro- und Nanoplastik wir täglich aufnehmen und welche Effekte dies auf den Organismus hat. Bis dahin kann jeder durch informierte Entscheidungen das persönliche Risiko gering halten und selbst abwägen, wie oft man zur Plastikflasche greift.