Mikroplastik in der Wohnung reduzieren: einfache Alltagstricks
Einleitung: Mikroplastik bezeichnet winzige Plastikpartikel unter 5 Millimetern Größe, die in unserer Umwelt allgegenwärtig sind (Was ist Mikroplastik? | Umweltbundesamt). Sie entstehen entweder gezielt (z.B. als Mikroplastik in Peelings oder als industrielle Granulate) oder durch Zerfall größerer Kunststoffteile im Lauf der Zeit. Über Produkte des Alltags – von synthetischer Kleidung bis zu Plastikmöbeln – gelangen die Teilchen auch in unseren Wohnraum und reichern sich im Hausstaub an. Untersuchungen zeigen, dass wir pro Woche im Durchschnitt bis zu 5 Gramm Mikroplastik aufnehmen, etwa über Nahrung, Trinkwasser und die Atemluft – das entspricht dem Gewicht einer Kreditkarte (So einfach kann man Mikroplastik vermeiden). Welche Auswirkungen das langfristig auf die Gesundheit hat, ist noch nicht vollständig geklärt. Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) gibt es nach heutigem Wissensstand keine hinreichenden Belege für akute Gesundheitsschäden durch Mikroplastik, etwa in Lebensmitteln (Mikroplastik: Fakten, Forschung und offene Fragen - BfR). Dennoch: Experten sind vorsichtig. Die winzigen Partikel wurden bereits im menschlichen Blutkreislauf nachgewiesen (Microplastics found in human blood for first time | Plastics | The Guardian) und können möglicherweise Entzündungsreaktionen auslösen. Außerdem wirken sie wie Träger für Schadstoffe – an ihrer Oberfläche können sich z.B. Pestizide oder Weichmacher anlagern und so in die Nahrungskette gelangen (Ist Mikroplastik problematisch? | Umweltbundesamt). Um Risiken für Umwelt und Gesundheit vorzubeugen, lohnt es sich, Mikroplastik auch im Haushalt so gut es geht zu vermeiden. Im Folgenden erfährst du, mit welchen einfachen Maßnahmen du die Mikroplastik-Belastung in deiner Wohnung reduzieren kannst.
7 Tipps für weniger Mikroplastik in der Wohnung
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Weniger synthetische Kleidung nutzen: Kunstfaser-Kleidung (Polyester, Fleece, Nylon etc.) gilt als eine Hauptquelle für Mikroplastik im Haushalt. Beim Tragen und insbesondere beim Waschen lösen sich Mikrofaser-Flusen, die ins Abwasser gelangen. Bis zu 2.000 Fasern können z.B. aus einer einzigen Fleece-Jacke pro Waschgang ausgespült werden (Was ist Mikroplastik? | Umweltbundesamt) – Kläranlagen können solche Partikel nicht vollständig zurückhalten. Die beste Maßnahme ist, beim Kauf auf natürliche Materialien zu setzen: Kleidung aus Baumwolle, Wolle, Leinen oder Lyocell fasert weniger Kunststoff aus. Falls du bereits Synthetik-Kleidung besitzt, wasche diese so sparsam und schonend wie möglich: Lüfte Kleidung lieber aus und wasche nur bei Bedarf. Wähle niedrigere Temperaturen und Schleuderzahlen, um den Faserabrieb zu verringern. Vermeide auch den Wäschetrockner bei Kunstfasern. Ein weiterer Trick ist die Nutzung von speziellen Wäschebeuteln oder Filtern im Abfluss, die lose Mikrofasern beim Waschen abfangen. So landet weniger Mikroplastik aus deiner Kleidung im Abwasser und letztlich in der Umwelt.
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Kosmetik ohne Mikroplastik wählen: Viele Kosmetik- und Pflegeprodukte enthalten versteckte Plastikpartikel. In Peeling-Gels, Duschgel, Shampoo, Zahnpasta oder Make-up wurden früher oft Mikroplastik-Kügelchen als Schleifmittel oder Füllstoff beigemischt. Obwohl in der EU Mikroplastik in abwaschbarer Kosmetik inzwischen größtenteils verboten ist, lohnt sich ein Blick auf die Inhaltsstoffe: Begriffe wie Polyethylen (PE), Polypropylen (PP), Polyamid (PA) oder Acrylate Crosspolymer weisen auf Kunststoffe im Produkt hin (So einfach kann man Mikroplastik vermeiden). Greife vorzugsweise zu Produkten, die explizit als „ohne Mikroplastik“ gekennzeichnet sind, oder wechsle zu zertifizierter Naturkosmetik, welche keine synthetischen Polymere einsetzt. So verhinderst du, dass beim Waschen der Kosmetik Mikroplastik über den Abfluss in die Umwelt gerät. Zudem vermeidest du mögliche unbekannte Risiken durch das Auftragen plastikhaltiger Cremes auf Haut und Haare – auch wenn laut Experten die Plastikpartikel in Cremes zu groß sind, um über die Haut in den Körper zu gelangen (Mikroplastik: Folgen für die Gesundheit | gesundheit.de). Mit mikroplastikfreier Kosmetik tust du also Haut und Umwelt etwas Gutes.
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Reinigungsmittel ohne Plastikpartikel nutzen: Mikroplastik findet sich nicht nur in Kosmetik, sondern teils auch in Haushaltsreinigern und Waschmitteln. Zum Beispiel können Scheuermilch oder WC-Reiniger kleine Kunststoffkügelchen als Abrasivstoffe enthalten. Auch flüssiges Waschmittel und Weichspüler nutzen mitunter polymerbasierte Zusatzstoffe, die ins Abwasser gelangen. Um dies zu vermeiden, kannst du auf umweltfreundliche Alternativen setzen: Viele Öko-Reinigungsmittel kommen ohne Mikroplastik und problematische Chemikalien aus – sie tragen oft Umweltzeichen wie den Blauen Engel. Einfache Hausmittel reichen im Alltag meist aus: Essig oder Zitronensäure ersetzen den Kalkreiniger, Natron oder Backpulver dienen als Scheuermittel, und Schmierseife oder Soda reinigen Böden und Abflüsse – völlig ohne synthetische Partikel. Indem du bewusst solche plastikfreien Putzmittel wählst, hältst du deine Wohnung sauber, ohne unsichtbaren Mikroplastik-Rückstand zu hinterlassen.
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Staubbindend putzen und lüften: Ein Großteil des Mikroplastiks in Innenräumen schwebt als Hausstaub in der Luft oder lagert sich auf Oberflächen ab. Beim normalen Staubwischen mit einem trockenen Tuch wirbelt man diese feinen Partikel eher auf, statt sie zu entfernen. Besser ist es, Staub „zu binden“: Verwende zum Abwischen von Möbeln ein feuchtes Tuch oder spezielle Staubtücher, die Partikel festhalten. Wische glatte Böden regelmäßig nebelfeucht auf, anstatt nur zu fegen. Staubsauge Teppiche und Polstermöbel öfter – idealerweise mit einem Staubsauger mit HEPA-Filter, der auch mikroskopisch kleine Staubpartikel zurückhält und nicht wieder in den Raum bläst. Auch regelmäßiges Stoßlüften hilft, Schwebstaub nach draußen abzutransportieren (achte aber darauf, nicht gerade bei hohem Außenstaubaufkommen zu lüften). Ein weiterer Alltagstrick: Schuhe ausziehen! Viele Mikroplastik-Partikel, etwa vom Reifenabrieb auf Straßen, gelangen über unsere Schuhsohlen in die Wohnung. Mit einem Fußabtreter vor der Tür und der Gewohnheit, drinnen Hausschuhe oder Socken zu tragen, lässt sich dieser Eintrag deutlich verringern. Insgesamt gilt: Durch staubbindendes Reinigen und gutes Lüften entfernst du vorhandenes Mikroplastik effektiv aus deiner Wohnung, anstatt es nur zu verteilen.
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Möbel und Wohntextilien bewusst auswählen: Unsere Einrichtung kann ebenfalls zur Mikroplastik-Quelle werden. Kunststoffmöbel, Schaumstoff-Polster, synthetische Teppiche oder Vorhänge verlieren im Laufe der Nutzung kleinste Partikel und Fasern an die Raumluft. Günstige Spanplatten-Möbel enthalten oft viele Klebstoffe und Kunstharze, die über die Zeit ebenfalls an die Umgebung abgegeben werden. Besser ist es, beim Einrichten auf naturverträgliche Materialien zu setzen: Möbel aus Massivholz, Metall oder Glas kommen ohne Kunststoffanteil aus und dünsten weniger aus. Wähle Polstermöbel mit Bezügen aus Baumwolle oder Leder statt Polyester-Microfaser. Verzichte nach Möglichkeit auf Wand-zu-Wand-Teppichböden aus Synthetik – glatte Böden aus Holz, Kork oder Fliesen lassen sich leichter sauber halten und beherbergen weniger Staub. Textilien im Haushalt (Gardinen, Decken, Kissen) kauft man am besten in guter Qualität und aus Naturfasern. Sie verlieren tendenziell weniger Fasern und halten länger. Achte beim Neukauf außerdem auf Umweltsiegel wie den Blauen Engel oder Öko-Tex 100, welche strenge Grenzwerte für Schadstoffausdünstungen vorschreiben. Solche Produkte sind insgesamt emissionsärmer – ein Hinweis darauf, dass weniger unerwünschte Partikel in deine Wohnumgebung gelangen. Mit einer klugen Materialwahl bei Einrichtung und Deko reduzierst du Mikroplastik und schaffst ein gesünderes Raumklima.
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Trinkwasser filtern und Plastikflaschen meiden: Mikroplastik findet sich inzwischen auch im Wasser. Untersuchungen haben gezeigt, dass Leitungswasser in geringen Mengen Kunststoffpartikel enthalten kann – in noch höherer Konzentration gilt dies oft für Mineralwasser aus Plastikflaschen, da sich durch Abrieb vom Flaschenmaterial winzige Teilchen lösen. Um auf Nummer sicher zu gehen, kannst du Wasserfilter einsetzen: Ein handelsüblicher Wasserfilter mit Aktivkohle kann einen Teil der Mikropartikel aus dem Leitungswasser herausfiltern. Für eine nahezu vollständige Entfernung könnte man auch auf Osmose- oder spezielle Mikrofilter setzen, was jedoch aufwändiger ist. Wichtig ist zudem, Plastik als Behältermaterial zu reduzieren: Trinke bevorzugt Leitungswasser (in Deutschland von hoher Qualität) oder kaufe Wasser in Glasflaschen anstelle von PET-Flaschen. Letztere tragen durch Abrieb und durch Lösung von Additiven zur Mikroplastikbelastung bei. Auch für unterwegs bieten sich Edelstahl-Trinkflaschen an, die stabil und plastikfrei sind. So minimierst du die Aufnahme von Plastikpartikeln über Getränke. Tipp: Wenn du bereits einen Wasserfilter nutzt, wechsle die Filterkartusche regelmäßig, damit sich keine Keime ansiedeln – sauberes, mikroplastikarmes Wasser ist so jederzeit gewährleistet.
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In der Küche Plastik vermeiden: Gerade in der Küche kommen viele Gegenstände mit unseren Lebensmitteln in Kontakt – hier lohnt ein Blick auf Materialien, um ungewollten Plastikeintrag zu reduzieren. Antihaft-Pfannen zum Beispiel besitzen eine Beschichtung aus Kunststoff (Teflon/PTFE). Beim Braten und Reinigen können sich mit der Zeit feine Partikel daraus lösen (So einfach kann man Mikroplastik vermeiden). Steige daher, wenn möglich, auf Pfannen und Töpfe aus Edelstahl, Emaille oder Gusseisen um – diese sind langlebig und frei von Kunststoff. Vermeide außerdem Kochutensilien aus weichem Plastik: Ein zerkratztes Schneidebrett aus Kunststoff oder abgenutzte Plastikrührlöffel bedeuten, dass bereits Material in kleinsten Teilchen in deinem Essen gelandet ist. Besser sind Holzbrettchen, Kochlöffel aus Holz oder Silikon und Messer mit Keramikklingen. Auch beim Aufbewahren und Erwärmen von Speisen gilt: Kein erhitztes Plastik! Fülle heiße Mahlzeiten in Glas- oder Porzellanbehälter statt in Plastikdosen ab. Beim Erhitzen in der Mikrowelle können sich sonst aus dem Plastik Behälter winzige Partikel lösen und ins Essen übergehen. Verwende zum Abdecken von Schüsseln lieber Teller oder Wachstücher anstelle von Frischhaltefolie. All diese kleinen Änderungen im Küchenalltag sorgen dafür, dass weniger Mikroplastik in deine Nahrung gelangt.
Fazit: Mit diesen einfachen Tipps lässt sich die Mikroplastikbelastung in den eigenen vier Wänden deutlich senken. Jeder vermiedene Plastikschnipsel schont dabei nicht nur die Gesundheit deiner Familie, sondern auch die Umwelt. Indem du bewusst auf plastikfreie Alternativen setzt und auf Sauberkeit achtest, schaffst du ein zuhause, in dem sich alle wohler fühlen können – gesund und mikroplastikfrei.
Quellen
- Umweltbundesamt – Was ist Mikroplastik? (21.02.2020) (Was ist Mikroplastik? | Umweltbundesamt) (Was ist Mikroplastik? | Umweltbundesamt)
- Umweltbundesamt – Ist Mikroplastik problematisch? (16.08.2013) (Ist Mikroplastik problematisch? | Umweltbundesamt) (Ist Mikroplastik problematisch? | Umweltbundesamt)
- Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) – Mikroplastik: Fakten, Forschung und offene Fragen (FAQ, 19.06.2024) (Mikroplastik: Fakten, Forschung und offene Fragen - BfR)
- The Guardian – Microplastics found in human blood for first time (24.03.2022) (Microplastics found in human blood for first time | Plastics | The Guardian) (Microplastics found in human blood for first time | Plastics | The Guardian)
- AOK Gesundheitsmagazin – So einfach kann man Mikroplastik reduzieren (03.03.2021) (So einfach kann man Mikroplastik vermeiden) (So einfach kann man Mikroplastik vermeiden)